Cottbus-Chronik

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 1812  

1812

  • Es wird eine hölzerne Brücke über die Spree nach Sandow gebaut. Sie steht ca. 40 Jahre.
  • Unter der allgemeinen napoleonischen Zensur wird neben vielen deutschen Zeitungen auch J. B. Dejkas "Sorbischer Erzähler und Kurier" (sorbisch: Serbski powědar a kurěr) verboten. Anliegen Dejkas war es, mit seiner Zeitung dem sorbischen Volk die Ideen der Aufklärung zu vermitteln. Behandelt wurden aktuelle politische Themen sowie Hinweise zur Arbeits- und Lebensweise.
  • Die Tuchgroßhandlung "C. G. Jäger", die sich später in der Berliner Str. 13/14 befindet, wird am 03.02. gegründet.
  • Das Edikt über die bürgerlichen Verhältnisse der Juden vom 11. März 1812 legt die Gleichberechtigung der 30.000 jüdischen Einwohner in Brandenburg-Preußen fest, die einen Schutzbrief besaßen. Da Cottbus jedoch von 1807 (Frieden von Tilsit) bis 1815 (Wiener Kongress) zum Königreich Sachsen gehört, trifft dies für die hier wohnenden Juden nicht zu.
  • Am 01. Juni 1812 ergeht vom Konsistorium Lübben eine Aufforderung an den Cottbuser Superintendenten Johann Christian Bolzenthal, eine Aufstellung anzufertigen und einzureichen, aus welcher hervorgeht, "bei welchen Pfarrstellen im dortigen Kreis der Gebrauch der wendischer Sprache noch üblich ist". Bolzenthal antwortet am 11. Oktober 1812 mit einem ausführlichen Bericht: In der Oberkirche werden ca. 1.000 Familien ausschließlich in deutscher Sprache betreut, in der Klosterkirche sind es ca. 800 Familien, von denen 600 die wendische Sprache beherrschen. Insgesamt sind 16 Gemeinden in die Klosterkirche eingepfarrt (Branitz, Rittergut und Dorf Brunschwig, Brunschwig auf dem Berge, Brunschwig in der Gasse, Dissenchen, Döbbrick, Lakoma, Merzdorf, Ostrow, Sandow, Saspow, Scadow, Schmellwitz, Ströbitz, Willmersdorf und Zahsow). In dem Bericht wird gleichsam die Situation der Schulen in Cottbus und den umliegenden Dörfern geschildert. Die Schulmeister berichten, dass in vielen Dörfern die wendische Sprache überwiegt und dass "die Deutschen [...] ganz deutsch unterrichtet [werden], die Wenden wendisch, doch wird darauf gehalten, daß die Wenden deutsch lesen lernen." Insgesamt wird geschätzt, dass in den Pfarreien um Cottbus von insgesamt 5.976 Familien etwa 1.700 (28 %) deutsch und 4.276 Familien (72 %) wendisch sprechen.
  • Matthes Nowke (sorbisch: Matt Nowka) wird am 08. November 1812 In Kahsel bei Spremberg geboren. Er ist zwischen 1846 und 1852 Pfarrer in Madlow und anschließend bis 1861 in Buckow bei Spremberg. Er gründet 1848 die erste niedersorbische Zeitung "Bramborski Serbski Casnik" mit Unterstützung deutscher, konservativer Großgrundbesitzer in Cottbus. Nowke redigierte sie im Sinne der Geldgeber bis 1852. Er stirbt am 25.05.1864 im Gefängnis in Luckau.
  • In einem Beschluss vom 14. Dezember 1812 besteht der Magistrat Cottbus auf Entrichtung des "Pflasterzolls", auch durch die Einwohner von Ostrow, Sandow und Brunschwig. Allerdings wird der Beschluss bereits um die 1830er Jahre nicht mehr ernst genommen.

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