Cottbus-Chronik
1865
- In den Cottbuser Webereien werden auf 971 Stühlen von 1.882 Beschäftigten etwa 90.000 Stück Tuch hergestellt.
- Auf Betreiben des August Voigt, Kürschner und Prediger aus Guben, wird die katholisch-apostolische Gemeinde in Cottbus gegründet und feiert ihren ersten Gottesdienst in einer Gaststätte am Topfmark.
- Der Mühlenbesitzer Christian Löscher eröffnete zusätzlich zum Mühlenbetrieb eine Schankwirtschaft am Großen Spreewehr, die sich bei den Cottbusern bald großer Beliebtheit erfreute.
- Die historische Novelle "Die Wendin" von W. Drabitius erscheint in Cottbus.
- Am 1. Februar 1865 lehnen die Stadtverordneten den Bau einer Sporthalle für das Gymnasium ab. Die wöchentliche Turnstunde konnte deshalb nur im Sommer im Freien abgehalten werden.
- Carl Friedrich Ludwig Rabenhorst kauft am 12. Februar 1865 die Löwenapotheke für 38.500 Taler von Johann Christoph Adolph Richter.
- Tuchmachermeister J. Tutewohl gibt im „Anzeiger" im Februar 1865 bekannt: "Auf dem früher den Herren Feige und Kieschke gehörigen, 7 Morgen großen Acker, welcher dicht an den Luckauer Wall grenzt, beabsichtige ich eine breite Straße anzulegen und will deshalb von beiden Seiten beliebige Bauplätze verkaufen. Selbstkäufer wollen sich melden." Die neue Straße wurde die Gymnasialstraße (heute Dreifertstraße), in die auch Albert Heine zog.
- Der "Cottbuser Tagesanzeiger" berichtet vom ersten Spatenstich am 14. April 1865 bei Treptow zum Bau der Eisenbahnlinie Berlin - Cottbus – Görlitz. Die wirkliche Inangriffnahme des Projektes konnte erst im Mai 1865 erfolgen, weil damals erst die Genehmigung zum Bau einging. Auf Beschluß der Cottbuser Stadtverordneten wird die Einzahlung eines Teiles des Aktienkapitals an die private "Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft" vertagt, bis die Feststellung der Lage des Cottbuser Bahnhofs erfolgt sei. Der Bauvertrag mit englischem Bauunternehmer Joseph Bray wurde am 3. Oktober 1863 abgeschlossen und auf Grund der Kürzung des Aktienkapitals um 1 Millionen Taler durch die Regierung am 30. November 1864 erneuert. Der Bauunternehmer übernahm den vollständigen Bau und die Ausrüstung der Bahn zwischen Berlin und Görlitz innerhalb von 48 Monaten. Es wurde eine eingleisige Strecke gebaut, wobei aber der Grunderwerb für eine zweigleisige Strecke erfolgte, um später nachzurüsten. Im Gegensatz zum Vertrag wurde der Bahnkörper zweigleisig gebaut. Um 1865/1866 müssen wegen des Eisenbahnbaues in der Bellevuestraße (heute Bautzener Str.) die Häuser der Witwe Gerischer und des August Skoetz beseitigt werden.
- Kaethe Rieken, später als Archäologin am Cottbuser Museum tätig, wird am 15. Juni 1865 geboren.
- Ende Juli 1865 gründete sich ein Komitee zum Bau der Großenhainer Bahn.
- Im Sommer 1865 wird der Grundstein für ein neues Gymnasium in Cottbus gelegt. Es ersetzt das alte 1820 gegründete Gymnasium, das aus einer Lateinschule hervorging.
- Am 11. August 1865. schreibt der Magistrat eine Anleihe von 100.000 Talern zu 5% "zur Förderung des Bauens der Berlin-Görlitzer Eisenbahn" aus.
- Die Stadt Cottbus lehnt am 7. September 1865 vorläufig eine Beteiligung am Bau der Großenhainer Eisenbahn wegen Kapitalmangel ab, weil sie sich bereits am Eisenbahnbau Berlin-Görlitz stark engagiert habe. Die Stadtverordneten befürchten aber eine Konkurrenz mit Spremberg.
- Am 28. September 1865 wird Wilhelm Kuhnert in Oppeln geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt er in Cottbus. Er besucht die Bürgerschule in Cottbus und nach einer Lehre studiert er an der Berliner Akademie der bildenden Künste, woraufhin er als Zeichner und Tiermaler berühmt wird. Mehrere Reisen führen ihn nach Afrika und ab 1883 illustriert er "Brehms Tierleben" und das Werk des Zoologen Wilhelm Haacke "Tierleben der Erde". Zudem schuf er zahlreiche Zeichnungen und Gemälde. Wilhelm Kuhnert verstirbt am 11. Februar 1926 in Films/Graubünden.
- Der Magistrat genehmigt am 14. Oktober 1865, dass die Schüler des Gymnasiums auch im Winter in der Turnhalle am Schießhause Unterricht erhalten.
- Gottfried Herzog wird am 21. Oktober 1865 als Sohn eines Missionars in Ranchi in Ostindien geboren. Er besuchte von 1875 bis 1881 das Gymnasium in Cottbus und danach bis 1886 das Lehrerseminar in Neuzelle. Seine erste Lehrerstelle ist in Krieschow, danach lehrt er an zwei Gemeindeschulen in Cottbus und an der Knabenmittelschule. 1905 wird er hauptamtlich als Gewerbeschullehrer an der Fortbildungsschule eingesetzt. Ab 1925 ist Herzog ehrenamtlich als erster Leiter der neu eröffneten Stadtbücherei tätig. 1926 wird er zum Gewerbeoberlehrer ernannt. Nach dem Eintritt ins Rentenalter ist Herzog weiterhin ehrenamtlich in der Stadtbücherei zu finden. Zu Beginn der 1930er Jahre ist er dort nicht mehr erwünscht, da er seit 1911 Mitglied der Cottbuser Loge "Zum Brunnen in der Wüste" ist. Er übersiedelt nach Berlin-Friedrichshagen und verstirbt am 22. Juni 1943 in Berlin.
- Am 22. Dezember 1865 wird auch in Cottbus die Trichinenschau beim Schlachten eingeführt und damit ein wichtiger Schritt für die Sicherheit der Bevölkerung geleistet.
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