Cottbus-Chronik

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 1866  

1866

  • In diesem Jahr erhält die Stadt Anschluss an die Welt: Am 13. September 1866 wird der Betrieb auf der Eisenbahnstrecke zwischen Cottbus und Berlin mit einem Zug täglich aufgenommen. Der erste Zug mit Personen- und Gepäckbeförderung von Berlin nach Cottbus fährt ab 8.40 Uhr, der Gegenzug verließ Cottbus um 7.24 Uhr. Die Fahrzeit betrug 3 Stunden 57 Minuten. Das Empfangsgebäude ist jedoch nur teilweise fertig gestellt. Bereits am 20.01. erließ die Regierung zu Frankfurt/Oder eine „Polizeiverordnung für die noch im Bau begriffene Berlin - Görlitzer Eisenbahn behufs Benutzung derselben zu Arbeitszügen". Bis zum 13. Juni 1866 war die Eisenbahnstrecke Berlin - Cottbus behelfsmäßig ausgebaut und notdürftig für den Truppentransport fahrbar gemacht worden. An diesem Tag fuhr der erste Zug auf dieser Strecke als Militärtransport im Krieg gegen Österreich. Erste Gespräche zum Bau einer Eisenbahn zwischen Görlitz und Cottbus wurden bereits 1850 geführt und nachdem das Projekt durch die preußische Regierung wohlwollend beurteilt wurde, beschäftigten sich die Cottbuser Stadtverordneten am 14. Mai 1858 mit diesem Vorhaben. Die Genehmigung zum Bau der Berlin – Cottbus – Görlitzer Eisenbahn erteilte der preußische König Friedrich Wilhelm I. am 18. Mai 1864. Schnell erkannten die Cottbuser die Bedeutung der Eisenbahn und in den folgenden Jahren wurden zahlreiche Verbindungen hergestellt. Am 31. Dezember 1867 wird die gesamte Strecke von Berlin nach Görlitz in Betrieb genommen, am 21. April 1870 verkehren die ersten Züge zwischen Cottbus und Großenhain, am 30. Juni 1872 wird der Zugverkehr auf der Strecke Halle – Cottbus – Sorau – Guben eröffnet und am Silvestertag 1876 fahren die Züge von Cottbus nach Frankfurt/Oder. Seit 1866 wird der weit vor den Toren liegende Bahnhof baulich angeschlossen und noch heute säumen schöne Wohn- und Geschäftshäuser den Weg vom Stadtzentrum zum Bahnhof. Der Bahnstandort Cottbus erfuhr 1874 durch die Gründung der „Königlichen Hauptwerkstatt Kottbus zur Ausbesserung von Lokomotiven und Wagen“ eine bedeutende Aufwertung.
  • Der Fotograf Carl von Wieland eröffnet in Cottbus als Fotograf ein eigenes Atelier.
  • Hermann und Heinrich Jaeger erwerben an der Spree auf Sandower Flur ein Grundstück, um hier einen modernen Fabrikbetrieb und eine Tuchhandel einzurichten. Als Antrieb der Webstühle diente die Dampfkraft.
  • Ab 1866 gibt der aus Spremberg kommende Buchdrucker Friedrich Wilhelm Brandt das konservative „Cottbuser Kreisblatt" als Organ des Landratsamtes heraus. Er gliederte seiner Buchdruckerei in der Mühlenstraße eine Buchhandlung und eine Leihbibliothek an.
  • In Cottbus wird der "katholische Gesellenverein" gegründet. Er dient vor allem der "Fortbildung und Unterhaltung der Gesellen zur Anregung und Pflege eines kräftigen, religiösen und bürgerlichen Sinnes und Lebens, um dadurch einen ehrenwerten Meisterstand heranzubilden".
  • Am 27. März 1866nachmittags 15 Uhr wurden die Torpfeiler - zuerst am Sandower dann am Spremberger Tor - an Ort und Stelle zum Abbruch öffentlich meistbietend verkauft. Der 1826 entstandene Neubau des Sandower Tores wird nun endgültig abgetragen.
  • Kurt Karnauke wird am 29. April 1866 als Sohn einer Cottbuser Tuchfabrikantenfamilie (Firma C. Karnauke & Söhne, Tuchfabrik) geboren. Der Arzt und niedersorbische Schriftsteller starb 1944, er schrieb u.a. acht Opern, mehrere Bücher und zahlreiche Lieder.
  • Am 22. Mai 1866 findet die Hauptversammlung der Genossenschaften der Niederlausitz und der angrenzenden Landesteile statt. An dieser nehmen auch Schulze-Delitzsch und der Direktor der Genossenschaftsbank Sörgel teil. Ersterer sprach am Vortag in der Cottbuser Turnhalle auf Veranlassung des Arbeitervereins.
  • Am Freitag, den 30. November 1866, wird abends 8 Uhr beim Restaurateur Rätsch ein „Veteranen–Verein" militärischer Mannschaften vorbereitet, den einige Landwehrmänner gründen sollen.
  • Im Cottbuser Anzeiger wird am 12. Dezember 1866 in einem Artikel berichtet: „Es wird beabsichtigt einen neuen Bahnhofsweg durchgehends sieben Ruthen breit anzulegen, welcher vom Spremberger Thore ab westlich über den alten Begräbnisplatz an der nördlichen Seite des Schwanen - Grundstücks vorbei bis zum ersten Querwege und von hier im rechten Winkel südlich weiter über den Schwanenweg hinweg nach der Berlin - Görlitzer und resp. Halle - Sorauer Eisenbahnhofe geführt werden soll. An diesem neuen Weg soll sich dann später ein speziell noch zu entwerfender Bebauungsplan anschließen." So wurden nach 1866 die heutige Bahnhofstraße und ein Abschnitt der heutigen Karl-Liebknecht-Straße gebaut. Die Bahnunterführung - die Rampe - war noch nicht errichtet. Beide Straßen wurden später weiter ausgebaut.

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