Cottbus-Chronik
1868
- Paul Schmidt aus Cottbus und Pawol Daly aus Sandow, Sohn eines sorbischen Lehrers, hielten sorbische Vorträge am Gymnasium.
- Gotthalf Wilhelm Tornow verkaufte das "Cottbusser Wochenblatt" an Robert Kahlow. Er arbeitete hier weiter bis zum 1. Juli 1874 als Redakteur.
- Die erste Novelle "Schloß Falkenberg" von Amalie Marby erscheint im "Cottbusser Wochenblatt".
- Das Empfangsgebäude der Berlin-Görlitzer- Eisenbahn wurde erstmals erwähnt. Wann es erbaut wurde, ist nicht überliefert.
- Theodor Gustav Fritsch, 1838 in Cottbus geboren, ging mit einer Expedition nach Aden, um die totale Sonnenfinsternis zu beobachten und später begab er sich mit einer weiteren Forschungsgruppe nach Oberägypten.
- Von der Cansteinschen Bibelanstalt in Halle wird eine Bibel in Niedersorbisch durch Albinus Teschner, Schadow, Pank, Haußig und Bronisch herausgegeben.
- Christoph Hasselbach gründet die Tuchfabrik "Hasselbach und Westerkamp" in gemieteten Räumen der „Niederlausitzer Maschinenfabrik". in der Ostrower Str. 15 A.
- Im ersten Dienstjahr als Obergärtner bei Fürst Hermann von Pückler-Muskau ließ Georg Ernst Reinhard Bleyer im Park Branitz den "Hermannsberg" aufschütten.
- Dem Infanterie-Regiment Nr. 52 wurde der Neustädter Platz zum Exerzieren angewiesen, jedoch gab es zahlreiche Beschwerden, da der Platz noch sehr sumpfig und feucht war.
- Seit 1868 wurden in Cottbus in einer Präparandenschule Lehrer ausgebildet. Eingerichtet von Hauptlehrer Carl Jank, er verstarb am 16.12.1904, wurde das Lehrerseminar im Lobensweg 33 bis 1897 betrieben. Die Stadt stellte die Unterrichtsräume unentgeltlich zur Verfügung.
- Infolge der Eröffnung des Eisenbahnverkehrs zwischen Berlin und Görlitz wurden zum 1. Januar 1868 zahlreiche Personenpostverbindungen, z. B, nach Berlin, Lübben, Dresden, Bautzen und Ortrand eingestellt. Dafür kam es zur Eröffnung einer Personenpost nach Drebkau, Guben und Forst.
- Am 7. Januar 1868 wurde das II. Bataillon des 6. Brandenburgischen Infanterieregimentes Nr. 52 in Cottbus, das per Fußmarsch aus Leipzig anrückte, in Cottbus in die neu erbaute Kaserne Kaserne, sie erhielt später den Namen des Generals von Alvensleben, stationiert.
- Die Post bekam am 10. Januar 1868 Diensträume im Bahnhof-Empfangsgebäude, da der Bau eines eigenen Postdienstgebäudes wegen des Baus der Halle- Sorau- Gubener Bahn aufgegeben werden musste.
- Am 3. Februar 1868 unterschrieb Wilhelm I., König von Preußen, die Konzessionsurkunde zum Bau der Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn, nachdem alle Bedingungen seitens des Konsortiums erfüllt waren. Den Vorsitz des Konsortiums übernahm Hugo Fürst zu Hohenlohe-Öhringen und Herzog von Ujest, die Finanzierung sicherte Herr Strousberg, nachdem die Magdeburg-Leipziger Eisenbahn die Finanzierung ablehnte. Der Bau der Bahnstrecke wurde nicht einfach und billig, da drei große Brücken zu bauen und die sumpfigen Niederungen bei Herzberg, der Elbe und der Mulde zu durchqueren sind. Ebenso wird der Festungsbau der Elbbrücke ca. 2 Millionen Taler kosten. Der Bau der gesamten Strecke muss bis zum 31. Dezember 1870 abgeschlossen sein. In der Gegend von Grabkow erfolgte dann am 19. Juli 1868 „unter üblichen Zeremoniell" der erste Spatenstich zur Halle-Gubener-Sorauer Bahn.
- Die Stadtverordneten stimmten am 24. März 1868 der Einverleibung der Amtsvorstädte Ostrow, der drei Dorfgemeinschaften Brunschwig, der Mühleninsel und des Schlossbergs, der Markgrafen- und der Priormühle, der Metze, des Bonnasken- des Lukas- und des Spreefeldes zu. Die Eingemeindung erfolgte am 1. Januar 1872.
- Im April 1868 wird ein zweiter Gasbehälter in der Gasanstalt erbaut.
- Der Privat-Depeschendienstes auf allen Stationen der Strecke Berlin-Cottbus-Görlitz wird am 1. April 1868 eröffnet. Die Beförderungsgebühren sind den Sätzen des deutsch-österreichischen Telegrafenvereins gleichgestellt.
- Mitte Juni 1868 lädt der Theaterdirektor J. Kleinschmidt zur Eröffnung des Sommertheaters im Garten des "Schießhauses" ein.
- Am 3.Juni 1868 wird in Leuthen bei Cottbus Matthias Bronisch geboren. Der Sohn eines Pfarrers besuchte das Cottbuser Gymnasium, studierte Theologie und Slawistik in Göttingen, Berlin und Leipzig. Ab 1888 unterrichtete er am Gymnasium in Cottbus seine Schüler privat in der wendischen Muttersprache. Im Jahr 1889 gründete Bronisch wendische Gesangsvereine in Schmellwitz, Saspow und Skadow. Von 1900 bis 1903 war er als Hilfspfarrer an der Wendischen Kirche tätig, von 1903 bis 1908 war er Seelsorger in Komptendorf. 1908 verschlug es ihn als Pastor nach Elberfeld-Barmen, bevor er 1917 bis 1937 als Oberpfarrer und Superintendent in Züllichau (heute Suléchow) eingesetzt war. Wegen seiner Verbindungen zu wendischen Glaubensbrüdern in der Heimat wurde Bronisch 1933 von den Nationalsozialisten für mehrere Monate eingesperrt. Matthias Gotthelf Bronisch starb am 12. Januar 1937 in Berlin-Wilmersdorf.
- Am 24. Juni 1868 wird der Grundstein für den Erweiterungsbau des Zentralgefängnisses gelegt.
- In der letzten Sitzung des „Comitees für die Eisenbahn Cottbus-Großenhain" am 17. Juli 1868 in Ruhland wurde festgelegt, dass der Bau am 20. Juli 1868 von Ortrand aus nach Cottbus beginnt. Zum 1. Januar 1870 sollte die ganze Bahn schon übergeben werden. Die Konzession für den Bau der Cottbus-Großenhainer Eisenbahn wurde mit dem Staatsvertrag vom 24.9. in Preußen und in Sachsen am 15. August 1868 geregelt. Darin wurde festgelegt, dass die Cottbus-Großenhainer-Eisenbahn in Cottbus in direkter Verbindung mit der Berlin-Görlitzer-Eisenbahn und in Großenhain mit der Priestewitz-Großenhainer Eisenbahn steht. Der Sitz der Eisenbahnverwaltung war in Preußen. Der Baubeginn für die Berlin-Görlitzer Eisenbahn auf der Stecke Großenhain-Cottbus erfolgte am 11. November 1868 auf dem Bahnhof Ortrand mit dem ersten Spatenstich.
- Im Fabrikturm der „Fabrik M. und O. Sommerfeld" demonstrierte am 20. Juli 1868 Prof. Dr. Ludwig Heinrich Bolze das so genannte „Foucaultsche Experiment", den Pendelversuch zum Beweis der Achsendrehung der Erde. Für Bolzes Demonstration schuf der Cottbuser Maschinenbauer, Moritz Nommel, im Fabrikturm die technischen Vorrausetzungen.
- Der erste Bahnbetriebsunfall auf der Berlin-Görlitzer Eisenbahn ereignete sich am 23. August 1868 auf der Station Vetschau. Der Hilfsbahnmeister hatte Dienst an Bude 101. Als der Abendzug aus Berlin erwartet wurde, gab er das vorgesehene Signal, fiel dann aber vermutlich Folge großer Hitze unglücklich auf den Schienenstrang, so dass beide Arme über den Schienen lagen. Da er vom Lokführer nicht bemerkt wurde, fuhr der Zug fuhr über ihn. Dabei wurden beide Arme abgetrennt, er wurde am Montagvormittag in Berlin behandelt und untergebracht.
- Am 6. März 1953 starb in Cottbus der Stadtarchivar und Publizist Robert Kalwa. Als Sohn eines Schlossermeisters am 29. Augus 1868 in Schöneck in Westpreußen geboren, besuchte er die Präparandenanstalt in Stargard und das Lehrerseminar in Marienburg. Sein Weg führte ihn als Volksschullehrer, Bürovorsteher der Allgemeinen Fahrradversicherungsgesellschaft Wittenberge und Redakteur des „Prignitzer Volksboten" bis zum Lokalredakteur des „Cottbuser Anzeigers", der er von 1905 bis 1925 war. Ab April 1925 stand er dem Presseamt der Stadtverwaltung Cottbus vor. Er verfasste die Stadtführer von 1922 und 1926 und schrieb zahlreiche Beiträge für den Cottbuser Anzeiger. 1928 erschien, zusammen mit Fritz Zahn, sein Buch „Fürst Pückler als Gartenkünstler und Mensch". 1933 ging er in Pension und wurde im Oktober 1936 als Archivar berufen und 1938 zum Archivpfleger ernannt.
- Am Neustädter Platz (seit 1888 Kaiser-Wilhelm-Platz) wurde am 12. September 1868 der neu erbaute Steigerturm der Feuerwehr eingeweiht. Zugleich veröffentlichte der "Cottbuser Anzeiger" in einem Leitartikel „Geschichtliches über die Cottbuser Turner – Feuerwehr".
- Theaterdirektor Martorel begann am 15. September 1868 mit der Saison im Hotel „Zum goldenen Ring".
- Am 29. September 1868 fand der Provinzial-Lehrertag mit 300 Teilnehmern in Cottbus statt.
- Das Gewerk der Tuchmacher verkauft am 30. Oktober 1868 die Madlower Walke für 6.100 Thaler zur Tilgung der vorhandenen Innungsschulden an den Mühlenbesitzer Carl Vogel.
- Der Magistrat gab am 30. Dezember 1868 bekannt, dass von jetzt ab außer dem an jedem Donnerstag bestehenden Wochenmarkt auch der Dienstag und Sonnabend, sofern auf diese Tage nicht ein Feiertag fällt, Wochenmärkte hier selbst abgehalten werden. Diese Entscheidung wurde notwendig, da eine räumliche Erweiterung des Cottbuser Wochenmarktes nicht möglich war.
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