Cottbus-Chronik
1918
- Der Magistrat von Cottbus gab einen 10-Pfennig-Notgeldschein heraus, der bis zum 31.12.1918 gültig war. Außerdem wurden ein 20-Pfennig-Notgeldschein und ein 50-Pfennig-Notgeldschein emittiert, diese waren bis 31.12.1920 gültig.
- Im Cottbuser Standesamt gab es in diesem Jahr 350 Trauungen.
- Nach 1918 kam es in Cottbus zur Bildung eines Verkehrsamtes. Der Cottbuser Postkutscher wurde das Werbewahrzeichen der Stadt. Eine Holzschnittdarstellung schuf der Maler und Graphiker Casper, die zwar künstlerisch genügte, aber viele Fehler enthielt. Der Spruch lautete: „Den Wagen putz ich nimmer, die Rösser haben Ruh, doch Wacht halt ich noch immer und schau den Zeiten zu.". Das städtische Verkehrsamt erhielt nach dieser Vorlage auch eine Holzplastik.
- Das Gelände in der Nähe des heutigen „Stadions der Freundschaft" wurde von der Gartenbauverwaltung als Schulgarten für alle Cottbuser Schulen eingerichtet. Jede Schule hatte eine Parzelle von 150-200 m². Der große Mittelteil des Gartens stand unter der Pflege der Gartenbauverwaltung.
- Nach 1918 entstand ein Kino in Ströbitz in der „Neuen Welt" und ein weiteres wurde am damaligen Diepow-Platz eröffnet.
- Im Januar 1918 werden Sperrstunden für die Gasversorgung eingeführt.
- Ab 1. Januar 1918 werden bei der Cottbuser Straßenbahn Frauen als Schaffner eingesetzt. Der Fahrpreis wird zudem auf 10 Pfennige erhöht.
- Ab 15. Januar 1918 ist jeder Bargeldverkehr in den Kriegsgefangenlagern zu vermeiden und "Kriegsgefangenengeld" zu verwenden.
- In Cottbus erschien am 12. Februar 1918 ein Revolutionsflugblatt "Der Rote Krebs", in dem es u. a. heißt: "Krebse laufen rückwärts, wird man denken. Unser ‚Krebs‘ soll überhaupt nicht laufen. Er soll nur kneifen! Immer wieder kneifen, um diejenigen anzutreiben, die dazu berufen sind, den Stadtkarren von Cottbus aus dem Morast zu ziehen, in dem er jetzt bis an die Achsen steckt.". Fünf oder sechs Nummern sollen erschienen sein.
- Die „Vereinsbrauerei Aktien-Gesellschaft Cottbus" übernimmt die Cottbuser Genossenschaftsbrauerei. Ab 1. Februar 1918 firmierte die Brauerei Bautzener Str. 153-156 als "Vereinsbrauerei A.-G. Cottbus" , ab etwa 1935 als "Kurmärkische Brauerei A.-G.". Die Gebäude wurden 2016/2017 abgetragen.
- Am 19. März 1918 berichtete der „Cottbuser Anzeiger": „Das vor dem königlichen Lehrerseminar errichtete Lutherstandbild ist das erste Denkmal seiner Art in Cottbus. Auf einem Postament aus Granit steht die achtungsgebietende Gestalt des großen Reformators, aus feinkörnigem, reinweißen harten Sandstein gemeißelt. Die Rechte hält einen Hammer, die Linke eine Papierrolle. Es ist der große Moment versinnbildlicht, in welchem Luther in Begriff ist, die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg anzuschlagen, der Zeitpunkt, welchen man als den Beginn der Reformation bezeichnet …".
- Im April 1918 herrschten in der Stadt Typhus- und Grippeepidemien, es wurden deshalb auf dem Gelände des Krankenhauses zwei Isolierbaracken errichtet.
- Das neue Fernsprechvermittlungsamt in Cottbus konnte am 26. Mai 1918 in Betrieb genommen werden.
- Am 13. Juni 1918 erfolgte die Gründung einer Ortsgruppe des "Deutschen Fliegerbundes".
- Die wöchentliche Brotration wurde am 16. Juni 1918 von 1.900 auf 1.750 Gramm herabgesetzt. Sie wurde jedoch wieder am 19. August 1918 von 1.750 auf 1.850 Gramm erhöht.
- Im Juli 1918 erfolgte auch die Kürzung der Fleischrationen.
- Die Stadt beschloss am 13. August 1918 den Bau von Mehrfamilienhäusern mit Kleinwohnungen in der Wehrstraße.
- Die Paketpostfahrten erfolgten ab September 1918 mit zwei umgebauten Personentriebwagen vom Bahnhof zur Hauptpost. Dazu erhielt die Bahnhofstraße ein Anschlussgleis der Straßenbahn.
- Im Zeitraum vom 5. November 1918 bis 7. November 1918 verteilten revolutionäre Arbeiter in Cottbus und Umgebung Handzettel mit der Forderung „Schluss mit dem Krieg".
- Am 8. November 1918 durchzieht ein Demonstrationszug die Cottbuser Straßen und in den folgenden Tagen werden zunächst ein Soldatenrat und am 8. November 1918 ein Arbeiterrat gegründet. 10 Tage später, am 19. November 1918, konstituiert sich ein Beamtenrat und auch die Bauern im Landkreis schließen sich zum Bauernrat zusammen, dem sogar Gutsbesitzer angehörten. Die Räteherrschaft wird erst gegen Ende 1919 aufgelöst.
- Die Cottbuser Flieger bemächtigten sich am 9. November 1918 unter Führung ihres zuvor gewählten Soldatenrates der Waffen und Munition, besetzten die Flugzeughallen, die Funkerstationen und entwaffneten ihre Offiziere. Am Nachmittag marschierten sie bewaffnet zur Infanteriekaserne, auf deren Hof eine gemeinsame Kundgebung stattfand. Am Abend kam es erneut zu Straßendemonstrationen sowie zu einer Versammlung des Soldatenrates, der in Flugblättern verkündete, dass sich Cottbus in seinen Händen befindet.
- Am 11. November 1918 wählen 2.000 Teilnehmer einer SPD- und Gewerkschaftsversammlung im „Konzerthaus Kolkwitz" den Arbeiterrat, dessen elf Mitglieder ausnahmslos der SPD angehörten.
- Die Bekanntmachungen des Magistrats werden am 19. November 1918 erstmals vom Arbeiter- und Soldatenrat gegengezeichnet.
- Seit dem 1. Dezember 1918 wurde weiteres Notgeld in Cottbus in Umlauf gegeben. Die täglichen Mehlrationen werden auf 40 Gramm erhöht.
- In der Cottbuser Chausseestraße richten Gardefüsiliere am 6. Dezember 1918 ein Blutbad unter Demonstranten an, es waren 14 Tote und viele Verwundete zu beklagen.
- Ab 9. Dezember 1918 musste der Lichtverbrauch für Ladengeschäfte ab 18 Uhr und für Lebensmittelgeschäfte ab 19 Uhr am Dienstag und Mittwoch eingeschränkt werden.
- Das in Cottbus stationierte Infanterie-Regiment Nr. 52 kehrt am 29. Dezember 1918 wieder zurück. Insgesamt waren 332 Offiziere und 9.018 Unteroffiziere in den vier Kriegsjahren gefallen, aber bis heute kennt keiner die Zahl der toten Soldaten und Cottbuser Bürger, die in diesem ersten großen Weltkrieg ihr Leben verloren. Zum Gedenken an die Toten dieses Krieges wird am 13./14. August 1927 auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz ein Ehrenmal eingeweiht. Den Entwurf fertigt Prof. Schulz, das Mahnmal zeigt einen Soldaten des Infanterie-Regimentes Nr. 52 aus Cottbus.
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