Cottbus-Chronik

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 1932  

1932

  • Der durchschnittlicher Stundenlohn betrug für den ersten Fadenleger männlich 0,46 Mark und weiblich 0,37 Mark, der 2. Fadenleger männlich erhielt 0,42 Mark und weiblich 0,33 1/2 Mark. Ein männlicher Musterweber erhielt 0,55 Mark. Ein Zwirner und ein Spuler verdienten 0,42 Mark die Stunde. Für einen männlichen Hofarbeiter wurden in der Stunde 0,46 ½ Mark und ein weiblicher Hofarbeiter 0,37 ½ Mark bezahlt. Ein Heizer konnte in der Textilindustrie in der Woche 32,50 Mark verdienen. Ein männlicher Appreteurarbeiter erhielt 0,51 Mark, wogegen die weiblichen Appreteure nur 0,41 ½ Mark erhielten. Der Tuchscherer erhielt 0,55 Mark und ein Walker 0,55 Mark. Ein weiblicher Einnäher verdiente die Stunde 0,46 ½ Mark und ein männlicher Weber 0,49 Mark, ein weiblicher Weber erhielt 0,10 Mark weniger.
  • Der Fahrzeughändler Arthur Sola eröffnet eine Buslinie von Cottbus nach Groß Döbbern.
  • Als Kreisleiter der NSDAP in Cottbus wirkte Siegfried Polack (geboren 1899), der seit 1933 auch Stadtrat ist und nach der Ermordung von Röhm 1934 durch den Kreisleiter Andro ersetzt wird. Franz Noack (* 18.1.1901 in Sperenberg, + 8.5.1979 in Cottbus) und Hans Wagner (* 18.1.1896 in Landsberg/Warthe, + 25.2.1970 in Cottbus) saßen für die KPD im Cottbuser Stadtparlament. Insgesamt zählte die KPD im Unterbezirk Cottbus etwa 200 Mitglieder und besaß Betriebszellen im RAW, den Tuchfabriken Sommerfeld, Samson, Jürß, Elger, Hasselbach und Grovermann.
  • Der „Anzeigers für Cottbus und Umgebung", herausgegeben seit 1848 von der Verlegerfamilie Heine, hatte eine durchschnittliche Auflage von 24.000 Exemplaren.
  • Der „Verkehrs- und Verschönerungs-Verein" wird letztmalig im Cottbuser Adreßbuch genannt.
  • Das bereits zwischen 1907 und 1925 existierende Lehrerseminars wird nun als Pädagogische Akademie Cottbus wieder begründet.
  • Die Südbrücke der beiden Bahnhofsbrücke mußte repariert werden, da an ihr die Bleche bis auf 3 Millimeter durchgerostet waren.
  • Es wurde ein neuer Stadtbebauungsplan verabschiedet.
  • Die Kaufmännische Berufsschule besuchten 448 Lehrlinge.
  • Zwischen 1932 und 1938 nahm Pauline Krautz an zahlreichen Ausstellungen mit ihrer Trachtenkunst in Dresden, Bautzen, Berlin, Saarbrücken und Prag teil.
  • Im Arbeitsamtsbezirk Cottbus sind 16.203 Arbeitslose und 9.367 Unterstützungsempfänger registriert. 41,2 % der Steuereinnahmen werden für Fürsorge- und Wohlfahrtsausgaben benötigt.
  • Der Bestand in der Stadtbücherei wuchs von 4.000 auf 13.600 Bände, 2.760 eingetragene Leser entliehen ca. 77.500 Bücher in diesem Jahr.
  • Es findet unter der Leitung des Generalsuperintendent Dr. Vits ein weiterer regionale Kirchentag in Cottbus mit dem Ziel, zur Volkskirche zu ermuntern, gegen das Sektentum und gegen kirchen- und religionsfeindliche Bestrebungen aktiv vorzugehen, statt.
  • Bei einem Sportfest der Arbeitersportler kommt es zu Auseinandersetzungen mit einem Stahlhelmtreffen im Lokal Sachs.
  • Am 19. 01. findet eine Kundgebung der Eisernen Front, in der Reichsbanner, Gewerkschaften und SPD vereint sind, statt. Es werden sowohl links- als auch rechtsradikale Reden gehalten. Am gleichen Tag findet in der Gaststätte Altmann die Reichsgründungsfeier des Stahlhelmes in Cottbus unter Leitung des Major von Stephanie statt.
  • Im März 1932 ist mit ca. 17.000 Arbeitslosen der Höhepunkt der Krise in der Stadt erreicht.
  • Am 21. März 1932 vernichtet ein Feuer in Döbbrick 6 Gebäude.
  • Nach einem „bahndienstlichen Telegramm von der Rdb Dresden" werden am 9. Mai 1932 „alle zur Zeit arbeitsunfähig geschriebenen Arbeitskräfte" des RAW entlassen.
  • Im Juni 1932 erfolgt die Einweihung der neu gebauten Brücke nach Sandow. Das Hospitals in Sandow, es stand an der Stelle des 1574 erbauten „Kreuzhofes", wurde im Zusammenhang mit dem Bau dieser Brücke abgerissen.
  • Am 26. Juni 1932 stirbt der Dichter und Volksforscher Ewald Müller. Geboren am 21. Januar 1862 in Drebkau absolvierte er in Altdöbern das Lehrerstudium. Seit 1882 ist er in Cottbus an der Knabenmittelschule tätig. Neben Gedichten und Erzählungen war es vor allem seine Studie aus dem Jahr 1893 „Das Wendentum in der Niederlausitz", die ihn als Heimatforscher auswies.
  • Am 20. Juli 1932ziehen etwa 40.000 Menschen aus Cottbus und Umgebung auf die Rennbahn, um Adolf Hitler reden zu hören. Die Verelendung und die hohe Arbeitslosigkeit (allein in diesem Jahr gibt es im Arbeitsamtsbezirk Cottbus 16.203 Arbeitslose und 9.367 Unterstützungsempfänger) lässt große Teile der Bevölkerung den demagogischen Ideen der Nationalsozialisten Glauben schenken.
  • Auf ein im Bau befindliches Haus der „Jüdischen Siedlungs- und Heimstättengenossenschaft" in Groß Gaglow wird am 12. August 1932 ein Sprengstoffanschlag verübt.
  • Am 18. September 1932 erfolgte die Grundsteinlegung für die katholische Pfarrkirche, die spätere Kirche „St. Maria Friedenskönigin", Architekt ist der Diozösenbaurat Mokroß aus Breslau und die Ausführung erfolgte durch die Firma „Hermann Pabel & Co". Die künstlerische Gestaltung des Hauptalters und der Seitenaltäre erfolgte durch den Holzbildhauermeister Felix Hertelt aus Cottbus.
  • Bei den Reichstagswahlen am 6. november 1932 entfielen 3.053 Stimmen auf die KPD, 11.210 auf die SPD und 12.013 Stimmen auf die NSDAP.
  • Die 1930 in Muskau gegründeten Fürst-Pückler-Gesellschaft bildet am 15. November 1932 eine Ortsgruppe in Cottbus.
  • Bis zum Ende des Jahres 1932 wurde die Ringchaussee Kolkwitz - Klein Gaglow - Madlow - Kiekebusch- Kahren - Muskauer Chaussee (Haasow) - Dissenchen - Merzdorf fertig gestellt.

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