Cottbus-Lexikon
Bauhausschule
Das Schulwesen in Cottbus hat eine lange Tradition, die sich auch in der Zeit der Weimarer Republik fortsetzt. So gibt es 1919 in Cottbus sechs Gemeindeschulen, eine katholische Gemeindeschule und die Hilfsschule, die von insgesamt 3.645 Kindern besucht werden. Bis 1932 steigt die Schülerzahl auf 4.035.
1930 erhält Cottbus einen Schulneubau, der eine außergewöhnliche Qualität aufweist und dessen Architektur bis heute bedeutsam ist - die ehemalige VII. Gemeindeschule (später Bismarck-, heute Bauhausschule) in der Bismarckstraße 42/43 (heute August-Bebel-Straße 43). 1928 beschließt der Magistrat der Stadt Cottbus diesen Schulneubau. Die Lage der Schule ist durch die geplante Westausdehnung der Stadt in den Dreißiger Jahren begründet. Der Schulneubau soll dabei auch die Eingemeindung der Ortschaft Ströbitz fördern.
Der Entwurf und die Bauausführung liegt in den Händen des Stadtbauamtes. Am 19. April 1929 erfolgt die Grundsteinlegung für den Neubau. Es entsteht das bis dahin modernste Schulgebäude der Stadt im Bauhausstil. Die vorab veranschlagten Baukosten liegen bei rund 1,25 Millionen Mark Die Schule wird in Stahlskelettbauweise errichtet. Sie entsteht als reiner Zweckbau, dessen Schmuck die Verbindung von Klinker und interessanter Fenster- und Fassadengestaltung ist. Der Baukörper wird als Doppelschule mit zwei Turnhallen konzipiert und weist neben Fachkabinetten für Werkunterricht und Nadelarbeit auch Küche und Waschküche für den Haushaltungsunterricht sowie Essenraum und Hortzimmer für die Ganztagsbetreuung auf. Der Baustil der Schule wird heute dem Neuen Bauen und im engeren Sinne auch dem Bauhausstil zugeordnet.
Am 12. Mai 1930 kann die Schule eingeweiht werden. 411 Mädchen und 386 Knaben ziehen in die VII. Gemeindeschule ein, die unter der Leitung des Rektors E. Pompe steht. Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wird die Schule als Lazarett genutzt und später von der Roten Armee besetzt.
Seit 1964 ist die Schule in der Denkmalliste der Stadt aufgenommen. Zu dieser Zeit war sie sowjetische Schule und Verkaufsmagazin der russischen Armee. Allgemein wurde sie als sowjetische Schule bezeichnet. Mit der Rückgabe des Gebäudes an die Stadt im Juni 1992 stellte sich auch die Frage einer sinnvollen Nutzung. 1994 erfolgt der Stadtverordnetenbeschluss, dass das heute als Bauhausschule bekannte Gebäude rekonstruiert und zur gemeinsamen Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit und ohne "körperlich-motorischen" Auffälligkeiten.
Quellen:
Ackermann, Irmgard; Cante, Marcus; Mues, Antja: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Brandenburg. Stadt Cottbus. Altstadt und innere Stadtteile. Worms am Rhein 2001. | Friedrich, Christian: Von der Novemberrevolution bis zum Ende der Weimarer Republik (1918-1933). In: Christl, Andreas; Christl, Gundula; Donner, Helmut et al.: Geschichte der Stadt Cottbus. Cottbus 1994. | Krestin, Steffen: Die Bauhausschule in Cottbus. Cottbus 2009.
Bildquelle:
Fotografie, Fotograf unbekannt, Städtische Sammlungen Cottbus, um 1945
Autor: Robert Büschel