Cottbus-Lexikon

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Stadtbefestigung

Stadtplan nach Seyfried Handschky, um 1720
Stadtplan nach Seyfried Handschky, um 1720

Im 14. Jahrhundert wird die Stadtmauer als steinerne Befestigungsanlage errichtet. Umgeben von Wallanlagen sowie dem Stadtgraben dient sie dem Schutz der Stadt und stellt auch deren Grenzen dar.

Bereits im 13. Jahrhundert ist die Stadt vermutlich von einer Palisadenwand, vor der sich Gräben und Wälle befinden, geschützt. Im 14. Jahrhundert wird diese nach und nach durch eine 5-6 Meter hohe Backsteinmauer ersetzt. Ebenfalls umgeben mit einem Stadtgraben, nach älteren Autoren mit einer Länge von 440 Ruten (1.700 Meter), schützte sie die Einwohner der Stadt vor feindlichen Belagerungen, wie 1429 durch die Hussiten oder 1461 durch Zdenko von Sternberg.

 

Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts verliert die Stadt Cottbus jedoch immer mehr ihre strategische Bedeutung. So weilt im Mai 1544 Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin auf dem Cottbuser Schloss. Während seines Aufenthaltes legt er fest, dass das schwere Geschütz von Cottbus auf die neu erbaute Festung Küstrin zu bringen ist. Andere Geschütze sind nun auf die ebenfalls neu errichtete Festung nach Peitz zu schaffen – Cottbus verliert seine militärische Funktion in der Region. Zwar schützen die Stadtmauern noch, aber schon während des Dreißigjährigen Krieges überwinden feindliche Truppen diese dank neuer Waffen und Techniken beinah mühelos. Die Stadt wird regelmäßig eingenommen und ist kaum noch zu verteidigen.

Die Ansiedlung der Hugenotten im frühen 18. Jahrhundert und das Vorantreiben der Seidenraupenzucht führen zu weiteren Veränderungen im Bereich der Stadtbefestigung. Auf den Wallanlagen werden nun Maulbeerbäume gepflanzt, deren Blätter dienen den Seidenraupen als Nahrung.

Im 19. Jahrhundert geht die Stadtmauer im Zuge der Industrialisierung beinah vollständig verloren. Das enorme Ansteigen der Stadtbevölkerung führt auch zu einem steten Bedarf an Wohnräumen und Flächen für weitere Bauten (zum Beispiel industriell nutzbaren Flächen). Dabei stören die mittelalterlichen Stadtmauern. Aus diesem Grund werden sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts teilweise beseitigt. In diesem Zeitraum verschwinden auch die Torbauten am Spremberger Turm und die benachbarte Bastei. Weitere Toranlagen, welche zum Teil später angelegt werden, sind unter anderem das

  • Sandower Tor
  • Luckische Tor
  • Neustädter Tor (1733-1872)

Ein verbliebenes Tor ist die Lindenpforte. Diese stellt einst den schnellsten Weg zwischen Innenstadt und Synagoge dar. Aus diesem Grund wird sie einst auch als „Judenpforte" beziehungsweise „Judentor" bezeichnet.

Die Stadtmauer wird in den Jahren 1937/38 zu großen Teilen rekonstruiert und wieder aufgebaut. Im Einklang mit dem Münzturm und dem Spremberger Turm ist sie heute eine der touristischen Besonderheiten unserer Stadt.

Die besondere Bedeutung und Beziehung der Cottbuser zu ihrer Stadtmauer spiegelt sich im Übrigen auch im Stadtwappen wieder. Dort wird die Stadtmauer mit zwei Türmen und geschlossenem Tor auf silbernem Grund gezeigt. Über dem Tor prangt das Wappenschild der Herren von Cottbus, ein roter Krebs.

Siehe auch Spremberger Turm , Münzturm

Quelle:

Ackermann, Irmgarde; Cante, Marcus; Mues, Antja: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Brandenburg. Stadt Cottbus. Altstadt und innere Stadtteile. Worms am Rhein 2001. | Christl, Andreas et al.: Geschichte der Stadt Cottbus. Cottbus 1994.| Krestin, Steffen: Spremberger Turm. Cottbus 2018.

Bildquelle: Stadtplan, nach Seyfried Handschky, Städtische Sammlungen Cottbus, um 1720

Autor: Robert Büschel

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