Cottbus-Lexikon
Vester, Carl Heinrich
Carl Heinrich Vester wurde am 25.08.1806 als Sohn des Tuchmachers Georg Vester geboren. Dessen Vorfahren kamen aus Calbe an der Saale. Zu dieser Zeit gehörte Cottbus zum sächsischen Königreich und wurde erst 1815 wieder dem Königreich Preußen angeschlossen.
Er besuchte das Cottbuser Gymnasium. Wir wissen aber nicht, ob er hier sein Abitur ablegte. Von 1823-1827 besuchte er die Königliche Kunstakademie in Dresden. Diese verließ er mit einer Belobigung des sächsischen Königs. Seine Lehrer in Dresden war der Historienmaler Ferdinand Hartmann und August Richter, der Stiche von Städten anfertigte. Der Sohn von August Richter war der berühmte Maler des Biedermeiers Adrian Ludwig Richter.
1827 kehrte er nach Cottbus zurück. Er malte Stadtansichten seiner Heimatstadt Cottbus als Aquarell und in Öl. Er versuchte sich auch in der Portrait Malerei. Von 1830-1880 malte er die Schießscheiben der Cottbuser Schützengilde. Damit dürfte er einen Teil seines Lebensunterhalts verdient haben. Die Motive der Schützenscheiben haben vielfach einen Bezug zur preußischen Militärgeschichte von Friedrich dem Großen bis zu seiner Gegenwart. Vester war ein Anhänger des preußischen Königshauses. Auch war er national gesinnt.
Vester malte Stadtansichten und Plätze von Cottbus und zwar zu einer Zeit, als die Fotografie noch nicht ihren Siegeslauf angetreten hatte. Seine Bilder sind wichtige Quellen für die lokale Heimatforschung. Er malte aber auch Landschaftsbilder. Die meisten Bilder von Vester wurden in der beginnenden Industrialisierung von Tuchmacher Familien und dem preußischen Adel gekauft. Die Mittelschicht begann sich langsam in den Städten herauszubilden. Die Stadtbilder von Vester zeigen fast alle rauchende Fabrikschlote, ein Zeichen der beginnenden Industrialisierung. Auf seinem Panorama von Guben sieht man die Eisenbahn im Hintergrund.
Carl Heinrich Vester erlebte die Deutsche Revolution 1848/1849. In seinen Tagebüchern erfahren wir viel über die Ereignisse in Cottbus aus den Jahren 1848 und 1849. Vester war auch gut über die Berliner Ereignisse informiert. Ich gehe davon aus, dass er eine Zeitung aus Berlin erhielt.
Im Jahre 1849 heiratete Heinrich Vester seine Frau Marie Hoffmann. Am 28. März 1850 wurde seine Tochter Wilhelmine, Berta Luise geboren. Sie wurde Luise genannt. Luise Timm war mit dem Meldeamtsvorsteher Timm von Küstrin verheiratet. Die Familie Timm war eine große Familie mit 6 Kindern. Sie wohnten in der Altstadt von Küstrin, am Reneplatz 2. Für die Geschichtsschreibung von Cottbus war es ein Glückfall, dass sich Luise Timm im Jahre 1940 an das Museum in Cottbus wandte, um weitere Bilder von Vester zu verkaufen. So ist es denkbar, dass sie auch die 4 Kladden der Vester Tagebücher abgab. Nach Erbstreitigkeiten im Hause seiner Frau und einem Zerwürfnis mit seinem Vater und dem jüngeren Bruder verließ Heinrich Vester im Jahre 1852 Cottbus und zog nach Guben.
Seine Gubener Jahre erstrecken sich von 1852-1886. Von seinen Gubener Jahren wissen wir ganz wenig. Er selbst wird noch nicht einmal in dem Standardwerk von Gander über Guben erwähnt. Dann treffen wir doch auf ein Stadtpanorama von Guben, das Vester nach einem Stich von Gottheil gemalt hat. Dieses Stadtpanorama wurde von dem Gubener Heimatverein vertrieben.
Im Jahre 1886 zog Heinrich Vester mit seiner Frau Marie zu der Tochter nach Küstrin. Er starb im Jahre 1891. Seine Frau Marie überlebte ihn mehrere Jahre.
Werkauswahl:
- Der Kuhstall in der Sächsischen Schweiz, 1828 (Cottbus, Stiftung Schloss und Park Branitz)
- Cottbus von Norden, 1840 (Cottbus, Stadtmuseum)
- Blick über das Kleine Spreewehr, um 1850 (Cottbus, Stadtmuseum)
- Der Schloßbrand, 1857 (Cottbus, Stadtmuseum)
- Stadtansicht von Guben, um 1861 (Guben, Museum Sprucker Mühle)