Cottbus-Lexikon
Parkeisenbahn Cottbus
Die Cottbuser Parkeisenbahn ist ein Magnet, sowohl für Touristen, als auch für die Bürger der Stadt Cottbus und Umgebung. Heutzutage wird eine Fahrt mit der Bahn gerne mit einem Tierpark Rundgang verbunden oder es werden Veranstaltungen, wie Nikolaus- oder Halloweenfahrten, besucht.
Doch die Parkeisenbahn, so wie wir sie heute kennen, hat einen langen Weg hinter sich. Erschaffen wird das ganze Projekt 1952 als Pioniereisenbahn. Nach ersten Planungen helfen viele Bürger freiwillig dabei mit, eine 600-mm-Schmalspurbahn zu erbauen. Diese dient als Freizeitbeschäftigung für junge Pioniere. Interessierte Jungen und Mädchen ab 10 Jahren können hier sinnvoll ihre freie Zeit verbringen.
Damit die Jugendlichen auch theoretisches Wissen erlangen, wird 1953 die Arbeitergemeinschaft „Eisenbahnpioniere“ gegründet. Dort werden sämtliche Verkehr- uns Betriebsprozesse erläutert.
Dank den ganzen freiwilligen Helfern, kann passenderweise am Kindertag, dem 01. Juni 1954 die Pioniereisenbahn ihren Betrieb eröffnen. Vom Bahnhof Freundschaft starten schon drei Monate nach der Eröffnung die ersten Bahnen Richtung Tierpark. An Samstagen, Sonntagen und Feiertagen verkehrt hier nur die Dampflok 01, eine Brigadelok.
Um zukünftig Fahrzeuge, Weichen und weitere Bauteile von der Waldeisenbahn Muskau zu übernehmen, wird die Spurweite von 600 mm gewählt.
Im Jahre 1955 entsteht ein kleiner Kiosk am Tierpark, welcher dazu dient, die Fahrkarten zu verkaufen. Bereits im ersten Jahr lassen sich 38.711 Fahrgäste von der Pioniereisenbahn hin und her fahren. Durch diesen Erfolg kommt es auch bald zu einem Neuzugang. 1956 wurde Lok 02, eine Diesellok aus Bad Muskau, in Cottbus in Betrieb genommen.
Im Laufe der Jahre folgen viele weitere Erneuerungen und hier und da eine neue Lok. Ob nun 1957 beim Ausbau der Strecke bis nach Branitz zur Gaststätte „Friedenseiche“, bei Ausbau eines zweiten Gleises oder beim Erschaffen eines neuen Empfangsgebäudes, fast immer helfen viele Bürger freiwillig dabei mit, die Pioniereisenbahn wachsen zu lassen. Die Cottbuser sind begeistert von ihrer Bahn.
Es entstehen eine Wendeschleife und ein neues Empfangsgebäude. Nach über 30 erfolgreichen Betriebsjahren, soll die Bahn nicht nur den jugendlichen Pionieren etwas beibringen. Cottbus unterstützt auch vermehrt die Lehrausbildung der Betriebseisenbahner. Damit wird ein zusätzlicher Grund geliefert, 1987 ein mechanisches Stellwerk im Bahnhof Friedenseiche einzubauen. Dies dient nämlich auch als Trainingsanlage für die Lehrlinge.
Wie in vielen anderen Bereichen auch, sorgt die Zeit der Wende in den Jahren 1989/1990 für Veränderungen. Die Pioniereisenbahn wird stillgelegt.
Dank dem Engagement der Cottbuser bedeutet dies aber dennoch nicht das endgültige Aus. Die Stadtverordneten und viele weitere Bürger kämpfen sehr um den Erhalt. In einer Versammlung im Juni 1991 wird beschlossen, die Bahn in kommunale Trägerschaft zu übernehmen. Zusätzlich wird ein Verein zur „Förderung der Parkeisenbahn e.V.“ gegründet. Diesen Bedingungen ist es unter anderem zu verdanken, dass die Bahn so bestehen bleiben darf, wie sie heute bekannt ist: als Parkeisenbahn!
Ein großes Highlight stellt die Bundesgartenschau in Cottbus 1995 dar. Diese dient als Anlass, um die Bahnhöfe „Messe“ und „Sandower Dreieck“ zu erbauen, den neuen Haltepunkt „Glück auf“ zu errichten, einige Strecken zu erweitern und um viele Verschönerungsarbeiten vorzunehmen.
Nun fahren die Bahnen von April bis Oktober an den Wochenenden und in der Sommer- und Ferienzeit sogar täglich. Zu den Fahrzeugen der Parkeisenbahn zählen inzwischen 6 Loks und ein Dieseltriebwagenzug. 2011 übernimmt „Cottbusverkehr GmbH“ den Betrieb der Parkeisenbahn.
In den kommenden Jahren werden die Cottbuser ihre Parkeisenbahn hoffentlich weiterhin so gut unterstützen, wie in der Vergangenheit.
Siehe auch: Spreewaldbahn, Straßenbahn, Bahnhof Cottbus
Quellen: Harald Großstück: Cottbuser Heimatkalender 2004, Die Parkeisenbahn |Harald Großstück / Christoph Thiel: Der Eisenbahnknoten Cottbus, Band 2. Verlag Bernd Neddermeyer. Berlin 2019 | FBB-Freizeit und Bäderbetriebs-GmbH(Hrsg.): Die Parkeisenbahn Cottbus
Bildquelle: Fotosammlung Stadtarchiv Cottbus, Fotograf Uwe Karge
Autor: Paula Noack